30. August

31. August 2009 |

30. August
Am Wasser. 10.30 Uhr. Schwarzer Tee. Sonntagsfrühstück. Keine Musik. Möwengekreisch. Warum haben die von DER Zeitung denn Lothar Matthäus vorne drauf? Ist gar nicht Loddar. Ist von und zu Guttenberg. Wie konnte ich die nur verwechseln?
Ich schäme mich. In meinem abendlichen Übereifer hab ich gestern zuviel gelesen. Vielleicht hab ich mich auch einfach nur verrechnet. Jetzt bleiben noch fünf Seiten im Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche bis zum Ende dieser Tranche. Die Genealogie derer von Incandenza und die Geschichte der Enfield Tennis Academy wird ausgeleuchtet. Besonderer Held: Hals Vater Dr. James Orin Incandenza und dessen Vater, einem „trunksüchtigen Tragöden“, der neurotische Angst vor Insektenbissen (sic!) hatte und irgendwann seine gescheiterte Schauspielkarriere aufgab, um einen „hoffnungsvollen Juniorsportler“ zu basteln. Sollte man dieses Buch – Zwischenfrage – Andre Agassi zu lesen geben? Der bringt im Herbst auch seine Biografie auf den Markt und Bollettieris Tennisschmiede ist doch wahrscheinlich eines der Vorbilder für die E. T. A. James Orin Incandenza ist auch eine multiple Persönlichkeit. Entwickelt als „bester Mann für angewandte geometrische Optik“ neutronenstreuende Reflektoren für thermostrategische Waffensysteme, bringt die USA von US an den Rand der autarken Energieversorgung und erfindet noch diversen literarischen Elektroschrott, den DFW wahrscheinlich alles selbst erfunden hat, flüchtet sich dann in die Experimentarfilmerei (warum glaube ich eigentlich, dass ich diverse Plots seiner „Aprèsgarde“-Filme noch lesen werden muss) bis er seinen letzten Beruf ergreift – er wird Trinker wie sein Vater. Im Jahr der Dove-Probepackung bringt er sich um und wird in Québec beerdigt. Warum immer Kanada?
Schichtwechsel. Orin fliegt. Keine Ahnung, was er da macht. Fallschirmspringen? Man muss sich das, was auf diesen zwei Seiten passiert, vorstellen, wie das Einfliegen der Mannschaften zur Quidditch-Weltmeisterschaft bei Harry Potter. Nur ohne Besen. Und für ein Footballspiel. Und in der Muggelwelt. Bevor ich jetzt schon durchdrehe, geh ich ins Wasser.

1 Kommentar zu 30. August

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Daniela Sickert

5. September, 2009 um 14:48

Genauso fühlt man sich. Nach vor und während dem Lesen. Manchmal auch wie ein Schnaatz.

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Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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