Anmerkungen des Übersetzers Ulrich Blumenbach (pdf)
Ulrich Blumenbach

»Der Roman ist eine Schatzkiste, in der man Wörter findet, die man im ganzen Leben nicht noch einmal lesen wird… Die folgenden Anmerkungen erhellen zum Einen die schiere Sachhaltigkeit dieses fest in Naturwissenschaft, Geschichte und Kultur wurzelnden Romans. Sie wollen zum Anderen dabei helfen, Wallace’ trojanischen Humor besser auszukosten. Der Anspielungsreichtum steigert die Fallhöhe seiner Pointen, diese zünden aber nur, sofern die Bedeutung von Wallace’ Wort oder Verweis auch erkannt wird.«

Ulrich Blumenbach, im Vortext zu seinen 60-seitigen Anmerkungen

10 Kommentare zu noch mehr Zusatzmaterial

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Feng Ma Lin

22. August, 2009 um 10:56

früher haben mich tschechow, mailer, böll, kästner, tucholski, beuys fasziniert, informiert-aber was soll dieser vergebliche literaturistische pfauentanz dieses todgeweihten mir geben?-hinter dem sarkasmus steht ein erzähler, der wohl auswählt, was er in die kritik rückt- sich in menschen und menschliches hineinzuversetzen ohne das leben zu lieben und die erwartung zu sähen ist wie frösche publikumswirksam aufzublasen-er hätte diesen roman nicht verfassen sollen und herr blumenbach hätte die zeit für etwas schöneres nutzen sollen-wenn bücher in konkurrenz zu dem wahnwitz der medienprogramme treten kommt soetwas heraus – die höchste und tiefste und unzusammenhängendste schlagzeilengeilheit seit erscheinen der bibel-ein krankheitverlauf, der dem autor nur eine wahl ließ sein zwanghaftes tun zu beenden: harakiri- aber die apologeten treiben es weiter-es lohnt sich ja!-posthum, denn nun ist er ja tot- und die erwartungsfrohe vorfreude der leser, seher und hörer spritzt hoch- wie immer wenns was absonderliches oder blutiges zu schauen gibt- wenn ich einmal anfangen werde zu schreiben, dann etwas, was auch kindern und einfachen menschen freude bereiten kann, aber garantiert nicht soetwas!-„Ach, haben Sie den neuen Wallace schon gelesen? Ist doch nicht leicht zu verstehen, nicht wahr?“ respektvolles nicken oder angedeutetes lächeln- hat hier niemand gemerkt, dass der walles wie einst in ulm und um ulm herum der beuys das eitle am verfehlten kunstbezug aufdecken wollte, daher die unsinnigen weil gedankenblockierenden vokabeln und stilmontagen-und die vergebliche bitte: bitte meine texte nicht lesen, ihr ungeheuer!!! ( schönen gruss vom KiKa-Brot aus der KiKa-Launch )

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Guido Graf

23. August, 2009 um 10:29

strange

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kopfpilz

23. August, 2009 um 11:21

@Guido

Ist „strange“ als Kommentar nicht noch „stranger“? (Bietet dies den Anlass zu einer Spirale der Strangeness?) Ich kann mich zum Beitrag von Feng Ma Lin noch nicht äußern, weil ich erst drüber nachdenken muss. Aber wer „strange“ schreibt, hat der nicht schon nachgedacht? Und sollen die anderen dann nur wissend „nicken“, wie Feng Ma Lin schreibt?

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Guido Graf

23. August, 2009 um 11:44

noch “stranger”

aber ja, denn natürlich ist so eine Bemerkung ebenso deplatziert wie ratlos; andererseits: speziell über diesen Beitrag kann man ja gar nicht aufhören nachzudenken: das wäre dann das untere Ende der strangeness-Spirale (oder meinetwegen eine zykloide Verzweigung, wenn die denn vorstellbar wäre) – anders gesagt: es geht mitnichten darum, den einen oder anderen Kommentar zu bewerten, sondern erst einmal nur mein Erstaunen darüber zum Ausdruck zu bringen, was offenbar alles möglich ist an Reaktionen; denn es ist doch interessant zu beobachten, dass von Anfang an der (vermeintliche?) Hype um Wallace parallel zu Lektüre und Kritik Gegenstand der Diskussion wird – ist das vielleicht Unbehagen an eventuellen Beschleunigungseffekten literaturkritischer Metakommunikation, die mehr oder minder unbewusst auf Wallaces literarische Komplexitätszumutungen folgen?

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Hanno Millesi

23. August, 2009 um 17:15

Wie alle Beiträge, ist auch jener von Feng Ma Lin wertvoll und, als Reaktion, wie alles andere auch, nur zu gut möglich; jedoch macht er in gewisser Weise den Eindruck einer Abrechnung und scheint seine Wertvollheit mit niemandem teilen zu wollen.
In und um Ulm hat sich jedenfalls der Vostell herumgetrieben. Besserwisserisch, H

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ein Leser

24. August, 2009 um 11:36

Feng Ma Lin (und andere, die ihre/seine Meinung teilen), bitte ich David Lipskys Essay über DFW zu lesen, welchen man als Link am Rand getarnt – Über David Foster Wallace (Rolling Stone) – findet und welcher auch im Zusatzmaterial von K&W abgedruckt ist.

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kopfpilz

24. August, 2009 um 12:41

@ein Leser,

woraus wird ersichtlich, dass „Feng Ma Lin (und andere, die ihre/seine Meinung teilen)“, den Essay (angeblich) nicht gelesen haben? Wenn FML das Buch nicht gefällt, liegt dies dann daran, dass er sie es nicht verstanden hat, oder daran, dass der Essay von DL (vielleicht) nicht gelesen wurde? Ich habe bisher keine Haltung zu dem Buch, schätze es aber nicht, wenn die, denen es nicht gefällt, oder die Kritisches dazu zu äußern haben, zum Gegenstand einer seltsamen Form von Integrationspolitik, oder schlimmen Falls: Ausweisungspolitik, gemacht werden (sollen).

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Guido Graf

24. August, 2009 um 13:24

Ausweisungspolitik

ich würde vorschlagen, die Diskussion ruhig etwas entspannter zu führen: ich kann mir nicht vorstellen, dass dergleichen („Ausweisungspolitik“) hier von irgendjemandem beabsichtigt war; im Gegenteil: der Hinweis auf den Rolling-Stone-Artikel von David Lipsky ist doch sehr freundlich und muss nicht gleich als Zurechtweisung verstanden werden – wofür der Text von Lipsky auch durchaus ungeeignet ist: weder hilft er den „Unendlichen Spass“ besser zu verstehen, noch versucht er, irgendeine Lesart durchzusetzen – vielmehr bietet er sehr eindrücklich Informationen zu den letzten Lebensjahren von David Foster Wallace – was dann wiederum Interesse (das allemal) an Buch und Autor wecken könnte –

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ein Leser

24. August, 2009 um 18:42

Es tut mir Leid. Ich hätte „(und andere, die ihre/seine Meinung teilen)“ natürlich weglassen können, denn ich wollte den Kommentar bewusst so kurz wie möglich halten, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Doch ohne diesen Zusatz hätte ich im selben Dilemma enden können. Wenn der Essay (und das Buch…?) schon gelesen wurde, möchte ich nur anfügen, was ich mit diesem Hinweis (der das Buch noch nicht gelesen hat) eigentlich nur erreichen wollte:
Es gibt eine Vielzahl von sehr guten Schriftstellern, welche in ihrem Leben allerhand Probleme hatten – mit Mitmenschen, mit dem Alltag, mit der „Einrichtung der Welt“, etc. Von ihnen bleibt ihr Werk, ihre Sprache. Aber wenn man sie dafür liebt, oft weil man sie komplett zu verstehen glaubt, bleibt einem immer der Zweifel, ob jene kleinen Neurosen mit denen man selbst gesegnet ist, letztlich der Ausgangspunkt für ein ähnliches Schicksal sind. Ich denke aber, dass man von Wallace, wenn man den Essay liest, einen anderen Eindruck bekommt, und zwar, dass er gekämpft hat und auch ein „normales“ Leben führen konnte. Oft denke ich, dass der Ansatz für ein solches Leben (nebst anderen) mit einem zu puren Glauben an das Wort zu tun hat, wenn man das denn so ausdrücken kann. Ich denke, Wörter sind vielmehr wie diese Zahlen auf Farbsehtests, und jener Schriftsteller-/Menschentyp, wie ich ihn notgedrungen mal nenne, sieht anders als der Farbenblinde nur die Zahlen, aber nicht die umgebende Fläche, nicht die weiße Fläche zwischen den Punkten…
Doch ich möchte niemals sagen, dass jener „sein zwanghaftes tun” beenden soll, nur weil dies eine Schwierigkeit ist, mit der er leben muss. Es bestürzt einen, so etwas zu lesen, wenn man gleichzeitig glauben soll, dass diese Kritik aufgrund von Humanität – jedoch nur mit den einfachen Menschen – geschieht. Dies ist schlicht paradox. Ich möchte annehmen, dass Wallace ein wahrhaftigerer Humanist war, dessen Texte (wie er selbst sagte) nur die Komplexität der Welt widerspiegeln sollte. Wenn wir alle Kinder blieben, wäre dies in mancher Hinsicht wahrscheinlich gesünder, da dem aber nicht so ist, muss man darauf eingehen, dass man täglich mit Themen (Wörtern) konfrontiert wird, deren Inhalt sich gänzlich unserem wirklichen Wissen entziehen, und andrerseits in einem so undurchsichtig verwobenen Regelgeflecht aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft leben zu müssen, dass derzeit kein Mensch in der Lage ist, dies zu einem leicht überschaubare, übersichtliche Form bringen. Also bleibt als Struktur nur das Abbild. Und den Menschen vielleicht ein Buch, welches mitunter schwierig ist, aber wie die meisten „schwierigen“ Dinge nach dem Durchdringen wirkliche, echte Freude hinterlässt, was leider allzu oft übersehen wird.

Als letzte Gedanken möchte ich hinter den theoretischen Überlegungen, die hoffentlich halbwegs stringent aber sicherlich widerlegbar sind, dies stellen: ich werde auch während der Lektüre regelmäßig wandern gehen, da ich bisher kein Problem hatte, gleichzeitig zu lesen und zu laufen. Ich danke Ulrich Blumenbach, denn nach den paar Seiten, die ich gelesen habe, finde ich, dass er keine Sekunde bei der Arbeit an diesem Buch in den letzten sechs Jahren verschwendet hat. Und zum Schluss möchte ich noch sagen: Heute ist der erste Tag dieses schönen Projekts, es hat lächerliche 13 Jahre gebraucht, dass dieses Buch auf Deutsch erscheint und Wallace hat sicherlich nicht mit K&W zwecks Publicity einen Deal gemacht; denn dieser hätte ihm nichts mehr geben können, als das was ich hier jedem wünsche: Unendlichen Spass.

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palamede

24. August, 2009 um 22:49

Sehr wohl werde ich mir die Freiheit nehmen, Kommentare zu bewerten, zu loben und zu kritisieren – in der Hoffnung, daß dies auch andere Leser mir gegenüber tun, aber das nur so nebenbei.
Kurzum, erschreckt hat mich die finstere Drohung des FML, er wolle „einmal“ und dann auch gleich noch „etwas“ schreiben, was, schlag mich ’s Blechle, „einfache Menschen“ verstehen. In meinem langen Leben habe ich zwar viele Menschen getroffen, aber einfach waren sie nie. Zwanghaft manche schon. Jemand, der vorgibt, Tschechow gelesen zu haben, sollte dies eigentlich wissen. Ich lasse mir die gute Laune nicht verderben und wende mich nun den ernsten Dingen des Lebens zu, nämlich dem unendlichen Spaß.

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Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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