10. September

12. September 2009 |

Großraum unterwegs nach Baden-Baden. Vor den Zugfenstern flitzt ein letzter Sommertag vorbei. Mit Hängen und Würgen gerade noch so geschafft. 300 Zeilen über Terézia Mora im Vorbeifliegen ins System gehauen. Zwei Liter Wasser getrunken, zwei große Kaffee. Nerven verloren. So kann man eigentlich nicht arbeiten. Vorne links brabbeln zwei Nerds, wahnsinnig wichtig, man sollte sie aufnehmen und als Soundtrack unter das Hörbuch von Moras grandiosem Angestelltenroman mixen. Lesen geht auch hier nicht ohne Musik. Heinichen. Noch so ein Vergessener.
Jims Vater brabbelt auch weiter. Was für eine Suada. Was für eine Angst. Der Trinker fürchtet sich alles verspielt zu haben, das ganze Talent, das ganze Leben, irgendwann unterm Stein zu liegen mit der Aufschrift „Hier liegt ein vielversprechender alter Mann“. Und dann erzählt er wie sein Leben in einem Körpergesudel am Netz kaputtging mit seinen Knien. Nur wegen eines Satzes eines übergroßen Schattenwerfers. Das tut körperlich weh und haut einem das Herz raus.
Kaum durchgeatmet sind wir wieder bei der E. T. A. und mitten im Drogensumpf. Michael Pemulis pflügt hindurch. Folgt eine Filmbeschreibung von Hals 11 ½ minütger Unterhaltungspatrone „Das ungezähmte Tenniswunder“. Ist nicht wirklich unterhaltsam. Nur für Hardcore-Tennisfans, die Weisheiten lernen wollen wie „Man muss sich in seinen Gegnern wiedererkennen.“
Manchmal, nee, eigentlich immer wirkt US wie eine Zettelcollage, eine Klebekunststück. Was, wie, warum auf was folgt ist nicht wirklich einsehbar. Folgt das vielleicht einer Spannungsentspannungsfieberkurve? Dann wären wir jetzt mal wieder ganz unten.
Anschließend sitzen wir in der Sprechstunde eines neuen Mitglieds der unendlichen Gemeinschaft von US-Einwohnern: Patricia Montesian M. A. G. B. M. B., der Direktorin der Trinkerheilanstalt Ennet House. Und hören den Erzählungen der Irren zu. Auch sowas kann man eigentlich nicht erfinden. Sowas muss man mindestens mal gehört haben. Gately, der Einbrecher taucht wieder auf. Eine Gabel bricht sich Bahn durch einen Handrücken. Frankfurt/Hbf. Hier steig ich erst in einem Monat aus. Sänk U 4 reading.

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Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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