17. November

24. November 2009 |

13.30. Teetütenkaffee mit Mülch. Vivaldis Vier Jahreszeiten. Das kann man tatsächlich so spielen, dass es sich nicht so anhört, wie eine gewöhnliche Tiefkühlquattrostaggioni schmeckt. Außerdem wird einem dabei etwas warm. Was nicht schadet in Trübzonesien. Und bei so gar nicht lustiger Lektüre wie Adam Haslett (ein von der Zukunft überholter Zukunftsroman) und Katharina Hacker (ein verspaltener Roman in zwei Spalten). Dabei hatte ich eigentlich nicht vor, mich in diesem Jahr noch zu ärgern. Aber wird man gefragt?
Werde ich gefragt, ob ich die Fußnoten lesen will? Nee. Muss aber, weil ich sonst nie fertig werde, bevor ich das erste Türchen am noch nicht bestückten Adventskalender aufkartätsche.
Madam/Mr. Steeply interviewt immer noch Orin. Und der berichtet Neues aus dem versponnenen Nervenbündel, das die Moms heißt. „Sie ist eine solche Zwangsneurotikerin, dass sie auch die Zwänge selbst so effizient arrangiert hat, dass sie alle auslebn kann und trotzdem noch jede Menge Zeit für ihre Kinder hat.“ Der Versöhnungskurs geht weiter? Es taucht eine Verschwörungstheorie auf, dass der große Storch vor seiner großen KopfindiekaputteMikrowelleLege reingelegt worden sein könnte. Und es wird das Geheimnis der wahren Genialität verraten, das jeder Zeitungsredakteur kennt (oder kennen sollte): Die wahre Genialität bösartig durchgeknallter Menschen „besteht darin, den Leuten, mit denen sie zu tun haben, das Gefühl zu geben, sie wären durchgenknallt“. Und dann erzählt er die wahrscheinlich wahre und unendlich traurige Geschichte von Hal, der in Glückpuschen in den Garten läuft und seiner verrückten Mutter, bei der man ständig das Gefühl hatte, sagt Hal, „der ganze Kosmos stünde kurz davor, zu siedenden Gaswolken zu explodieren, und würde nur durch schier übermenschliche Willens- und Genialitätsanstrengungen seitens der Moms zusammengehalten, einen angeknabberten Schimmelpilz aus dem dunklen Keller hinhält. Schauerliche Geschichte. Aber immerhin hierfür haben sich die Fußnotenärgereien doch gelohnt. DFW treibt Geometrie und erfindet „Das Frösteln der Inspiration“ von Prof. Dr. Günther Sperber, in dem es um „Spontane Erinnerungen von siebzehn Pionieren der DT-zyklischen lithiumisierten Annularfusion“ geht. Saprogene Hallöchen erzählt von seiner Beziehung zu Orin. Hallöchen hat todernste Halluzinogene eingeworfen und Behinderungen davon getragen, deswegen musste er weg von der E.T.A., jetzt führt er die Verschwörungstheorie um den Seppukku des großen Storchs aus: Auf den beschlagenen Scheiben des Volvos der Moms soll vorher ein Wort aufgetaucht sein. Man weiß aber nicht welches. Es soll sich aber „in alle Richtungen der Windrose ein eheliches Leichentuch ausgebreitet“ haben. Eheliches Leichentuch. Toll.
Es kommt zu Fußnoten in Fußnoten, die aber immerhin das Marihuana-Denken erklären, das wir von Herrn Erdedy ganz zu Anfang mitbekommen haben. S. Johnson kommt mittels der Moms Volvo zu Tode. Und Hallöchen stellt eine Kardinalfrage: „Warum bringen so viele Eltern, die unnachgiebig darauf erpicht scheinen, Kinder hervorzubringen, die sich für gute Menschen halten, die Liebe verdient haben, Kinder hervor, die sich für scheußliche Menschen halten, die keinerlei Liebe verdienen.“
Kann man also nur immer alles falsch machen in der Kindererziehung? Sollte man das mit den Kindern nicht gleich lassen? Zu spät.

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Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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