3./4. Oktober

5. Oktober 2009 |

0.30. Am Wasser. Neuseeländischer Sauvignon blanc. Kühlt gut. Hält wach. SWR-Rocknacht als Soundtrack (Multitasking macht doof, ich weiß). Nimmt man das, dieses nacktrhythmische Melodienichts zusammen mit „Wetten, dass…“ von vorher auf eine Unterhaltungspatrone, das hätte vermutlich eine ähnliche Wirkung wie die tödliche Patrone von Ihm Selbst. Macht Waterboarding überflüssig, man gesteht alles und sofort, dann fällt man in eine schützende saloppe Katatonie.
Was schade wäre. DFW dreht wieder auf. Strickt mit fünf Fäden weiter. Wir sind wieder mit der großen Transe Steeply und Marathe in der Wüste. Er selbst tritt höchstselbst auf und aus der Sauna und erfindet das Drame Trouvé und den Antikonfluentalismus, muss aber die Kritik einstecken, ein fürchterlicher Plotter zu sein. Bei den Bostoner AA redet nun die letzte Rednerin. Wer gestern dachte, es könne nicht schlimmer kommen, als Vergewaltigung einer minderjährigen Behinderten, es kann. Die geständige Abhängige war nämlich mal schwanger. Und hat weiter alles reingezogen, was reinzuziehen war und hat bis zum Platzen der Fruchtblase angeschafft. Was dann passiert, das schadet eigentlich wieder seelischen Volksgesundheit und lassen wir hier weg. Wer denkt sich sowas aus? Das hat er doch nicht erfunden. Fürchterlich. Die AAs fassen sich an den Kopf, sowas haben sie noch nie gehört. Und die haben fast alles gehört. Ein Elend. Nachrichten von der Nachtseite Amerikas.
Wir zappen weiter zu Mario Incandenza ein paar Monate später. Der erste Unterhaltungsfilm Marios, eine abgefilmt Marionettenaufführung. DFW bildet das längste deutsche Wort der Welt. Und der berühmte Schnulzier Johnny Gentle tritt auf, den wir bisher, aber das kann ich ja leider schwer überprüfen, noch nicht hatten. Der Mann ist auch eine Art Haider des postapokalyptischen Amerikas, Gründer und Standartenträger der „Sauberen US-Partei“. Und Präsident war er auch, der erste, der sein Mikrokabel wie ein Lasso warf bei seiner Antrittsrede. Mario lässt ihn im Marionettentheater auftreten samt Mexikos Presdidente und Kanadas Premierminister. Jetzt wird Politik karikiert. Mexiko und Kanade quasseln Bullshit, Gentle bedankt sich und sagt zu ihnen. Danke, Jungs. Ihr habt tolle Seelen.“
Hab nach dieser Woche keine Lust mehr auf Politik. Und hebe meine tolle Seele jetzt davon. Bevor ich in saloppe Katatonie verfalle.

2 Kommentare zu 3./4. Oktober

Avatar

JesusJerkoff

5. Oktober, 2009 um 21:06

Zitat: „Blogeintrag: 18. September, 2009, 21:23 Uhr.“ (sic) Zitatende.

Avatar

Christian Wiegold

6. Oktober, 2009 um 09:39

Zu den obigen Zeilen gibt es Folgendes zu bemerken: bei US ist es ja nicht der Inhalt, also das Gemisch, sondern seine Wirkung, was ihn so (als Patrone) durchschlagend macht. Als Orin sich den Arm stößt und auf der gleichen Seite Pemulis beschuldigt, will er darin dem eigenen Inhalt entkommen. Das Problem ist hier nur: er hat keinen, bzw. ihm als Leistungsmensch ist dieser Inhalt genommen worden, was sehr gut und deutlich auch in der endlosen Röhrenbeschreibungspassage zum Ausdruck kommt. Rohre sind darin nicht nur Verbindungsmittel, sondern gleichsam ein Röhren der (Sehn-)Sucht auf Echtheit, bzw. auf das Nicht-Röhrenhafte. Er röhrt also, lässt sich mit gutem Recht behaupten, wie ein verzweifelt kräftiger Löwe, der mit all dieser Kraft nichts anfangen kann. In den Röhren kommen aber auch die Umhüllungen zum Ausdruck, also der bloße Rand, als den ja der US grundsätzlich überhaupt gedacht ist: es ist ein Spaß, das ja, aber eben gefüllter, nur ein Tanzen auf dem Rand des Abgrundes, in dessen Schwärze man sich gleichsam totlachen muss. Orin ist demnach genauso wie Hal ein Assi, aber dabei dennoch eben auch ein Ass. Sie sind also gewissermaßen Ass-Assis. Natürlich können sie auf dieser Basis nichts in der Gesellschaft, die sie ausspuckt noch anfangen, denn Dazugehörigkeit wird in US ja nur durch Gewalt, also körperliche Ausgeschlossenheit symbolisiert.

Jetzt kommentieren

Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
Mehr zum Buch »
Termine zum Buch »

März 2024
M D M D F S S
« Mrz    
 123
45678910
11121314151617
18192021222324
25262728293031
  • TRIO 24: Ach du dickes Ding! | Sätze&Schätze: [...] Kapituliere ich ausnahmsweise vorzeitig, plagt mich noch lange, lange Zeit ein schlechtes Gewi [...]
  • Christian: Gibt es auch günstiger: http://www.amazon.de/gp/offer-listing/B005NE5TA4/ref=dp_olp_used?ie=UTF8 [...]
  • Steffen: Ja tatsächlich tolle Idee und schön umgesetzt. Das ist ein ziemlich vertrackte Stelle im Buch der [...]
  • (ohne Titel) « VOCES INTIMAE: [...] aus Berlin zu sein, ist wohl nur für Berliner eine relevante Information. Like this:LikeS [...]
  • VOCES INTIMAE: [...] aus Berlin zu sein, ist wohl nur für Berliner eine relevante Information. Like this:LikeS [...]