4. September

4. September 2009 |

Ein Abend unter Hirschen. Mainz. Hauptquartier des Wehrbereichs II. Hirschgeweihe. Geradeaus hängt eine Gemse (heißt die jetzt schon Gämse oder hieß sie immer schon so). Selten so bewacht gefühlt. Männer in Uniformen umstellen lauter Literaten. der SWR stellt vor, wer den Preis der Bestenliste nächste Woche kriegen könnte. 21.36 Uhr. Stilles Wasser, muss gleich noch arbeiten.
Zurück aus den Fußnoten im Sanitärbereich der E. T. A. Jungs. Kein Wunder, dass mich – aber das muss ich hier ein bisschen leiser schreiben – die paar kasernierten Monate unter Männern so pustelig gemacht haben. Hormonüberschuss. Tennisballknetende Spätpubertierende. Alle lädiert. Tennis kann nicht gesund sein, heile kommt da keiner raus. Inmitten des Überschaubaren ein Miniessay über die Defäkationshaltung (hatten wir schon gleich am Anfang), also jener Haltung, die man einnimmt, wenn man was durchmacht. Hinreißend. Kacken ohne daran zu denken wird lange nicht mehr gehen.
Und dann sind wir wieder in der Wüste. Und der Sog ist wieder da. Ein Absatz über den Dämmerschatten der Wüste. So dunkel, einfach, klar und so leer. Marathe und Steeply, dessen Brustprotesen unentschieden in die Gegend schielen. Es geht um Wirklichkeit und Literatur, die wahren Gründe für den Untergang von Troja, um Liebe und um Politik. Und wofür von beiden man sterben. Marathe hält eine Rede an die Nation. Ich bekenne mich hiermit zur Gefühlsduselei, die Marathe in seinem Rollstuhl nicht müde wird in den Boden der Wüste zu reden. Für meine Liebe würde ich sterben. Der Staat ist mir schnurz. Jedenfalls was das Sterben angeht. Eine Abhandlung über das Wort Fanatiker, das, sagt Marathe, nichts bedeutet als Gläubiger im Tempel. Was glaubt denn nun der Gläubige, vor welchem Tempel. „Was ist, wenn es einmal keine Wahl gäbe, was zu lieben wäre“, fragt Marathe. Ist keine Frage. „Dann, in solchen Fällen, bist du ein Fanatiker des Begehrens, ein Sklave der Gefühlsduselei deines individuellen, subjektiven und beschränkten Selbsts; ein Bürger des Nichts. Du wirst zum Bürger des Nichts. Du bist auf dich gestellt, allein und kniest vor dir selbst.“ Der Bürger des Nichts fällt, wird hin und her geweht. Tragisch, unfrei, verloren. Keine Ahnung von der Liebe, der Mann. Oder vielleicht doch. Bin jetzt schon mal gespannt, wohin diese Fanatikerdiskussion DFW noch strudeln wird. Und grüße – euer Bürger des Nichts.

15 Kommentare zu 4. September

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Stephan Bender

5. September, 2009 um 11:16

Na, jetzt bin ich mal wirklich gespannt…!

Der Terrorist als „Gläubiger im Tempel“ ist der einzige Widersacher einer gut durchorganisierten Gesellschaft, die Persönlichkeiten zu menschlichem Gemüse werden lässt. Ich akzeptiere, dass wir in Deutschland damit gesellschaftlich weitgehend durch sind, weil die RAF sauber abgearbeitet ist. Die Sympathie für Kopfwindelträger mit Kalaschnikow vor der Brust, die ab und zu Videobotschaften versenden, hält sich erfreulicherweise auch in Grenzen.

DFW hat sein Buch fünf (!) Jahre vor 9/11 fertiggestellt, die die Gesellschaft hervorgebracht hat, in der wir heute intellektuell leben. Das ist seine Leistung, eine Gesellschaft beschrieben zu haben, die noch gar nicht existierte. In dem er Marathe und Steeply erfunden hat – und Hal oder Kate Gompert dazu – und beschreibt, das alle heimatlose Freaks sind, die im Grunde genommen die Wahl zwischen „menschlichem Gemüse“ oder Terrorist haben, hat er alles vorweggenommen, was uns bis heute bewegt. Genre hin, Genre her.

Was aber das Literarische angeht: Wieso ist der Terrorist der einzige Phänotyp des gesellschaftlichen Widersachers, den wir haben? Wieso gibt es keine Alternativen des Widerstands, der Gesellschaften immer vorangebracht hat? Wieso ist der Psychologe der moderne Reparateur beschädigter Seelen, die dem Glücksversprechen der bürgerlichen Gesellschaft folgen? Und wer persönlich (als Phänotyp) profitiert eigentlich von einer Gesellschaft, die Bauernschläue, Kälte und Korruption als natürliches Schmiermittel ihres Fortkommens (Wohin eigentlich?) ansehen?

Tja, deutsche Autoren: „Die verlorene Ehre der Katarina Blum“ ist längst erzählt. „Die HTML-Trommel“ ist nie geschrieben worden. Die verlorene Ehre eines europäischen Intellektuellen, der seinen kalten Arsch über die platten Werbesprüche des Kapitalismus an den warmen Ofen des Profits bringt, wird nicht einmal andiskutiert. Der selbstgefällige Narzissmus eines wallaceschen Leistungsdenkers versperrt den Blick auf die Realitäten.

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Clemens Setz

5. September, 2009 um 15:34

Das ist jetzt vielleicht eine ziemliche nerdige (nerdische?) Frage, aber es wird hier über die ziemlich einzigartige Struktur dieses Buches ja sonst so wenig geschrieben: Ist jemandem aufgefallen, dass dieses Kapitel, in dem Rémy Marathe über den Begriff des „Tempels“ philosophiert, DFWs (zumindest unter buchwürmeligen, Mathe-Angeber-IJ-Nerds wie mir…) berühmt gewordene Behauptung, der Roman sei wie ein „lopsided Sierpinski-Gasket“ strukturiert, sehr hübsch illustriert?
Vor diesem Kapitel besteht der Text für den (Erst-)Leser aus mehr oder weniger getrennten Anekdoten und Episoden über Sucht und allgemeinere Formen von zentralisiertem Leben/Denken. Durch den Kommentar von Marathe (der natürlich ein versteckter Autoren-Kommentar ist) bekommt alles bisher Gelesene eine neue Dimension, man sieht alles wie unter einer verkehrten Lupe. Wo man früher nur einzelne Tiere gesehen hat, die durcheinander springen, sieht man jetzt das Gehege von oben aus der Vogelperspektive und die Muster, die die Bewegungen der Tiere ergeben. So ähnlich wie bei den Iterationsschritten eines Sierpinski-Dreiecks: Zuerst ist die Information ziemlich dürftig, ein Dreieck, aha, dann noch eins, okay, und noch eins, sehr interessant – aber schließlich, nach ausreichend vielen fraktalen Schritten wird eine erste Struktur sichtbar.

Ein weiterer Iterationsschritt, der das vorhergehende zusammenfasst und in eine neue Dimension erhebt, sind meiner Meinung nach die Reflexionen über die Ratte und den ins Gehirn implantierten Chip, der einen immerwährenden Glückszustand erzeugt (in der englischen Ausgabe von Infinite Jest ab S. 470, in der deutschen Ausgabe bin ich noch nicht so weit, müsste nachblättern (und das ist gar nicht so leicht, mit meiner Post-Karpaltunnel-Syndrom-rechten-Hand (stundenlanges Radfahren und stundenlanges Tippen, schlimme Kombination…))).

Marathe ist für mich die wahrscheinlich wichtigste Figur, die von Zeit zu Zeit eine Autoren-Kommentar-Stimme in die Geschichte bringt (manchmal tun das auch andere Figuren, zum Beispiel G. Schtitt, mit seiner Tennistheorie). Die Ähnlichkeit zwischen dem „choose your temple“-Gedanken und dem in DFWs Kenyon-Commencement-Rede „This is Water“ dargestellten Konzept vom bewusst gesteuerten Bewusstsein (dessen Zweck, wie er selbst erläutert, einzig und allein das Überflüssigmachen von Selbstmord ist), ist kaum zu übersehen.

Beim nochmaligen Durchlesen meines Kommentars fällt mir auf, dass er schon ziemlich, ziemlich nerdig und abstrakt geworden ist. Aber was soll’s. Ist halt man was anderes als die „Welche Szenen haben mir bisher am besten gefallen und was habe ich an dem Tag, als ich sie gelesen habe, alles gemacht“-Kommentare.
yrstruly
C.

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Daniela Sickert

5. September, 2009 um 17:50

Sehr interessanter Beitrag Herr Setz, aber was genau verstehen Sie unter einem Autoren- Kommentar in einem fiktionalen Text? Selbstreferenzialität?

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Lou

5. September, 2009 um 18:38

@Stephan Bender

Es ist die Vereinzelung im Raum – damit hat die (Post-)Moderne ihren literarischen »Hybriden« gefunden und DFW hat diesen Hybriden auf den Punkt formuliert. Das affiziert uns, und ich bin dabei, denn vermutlich sind wir tatsächlich »nie modern gewesen«. Vermutlich wusste DFW das.

Die RAF „sauber abgearbeitet“; ja, auch da bin ich dabei. Aber was dann? Erst durch diese (vermeintlich) saubere (Ab-)Arbeit wurden die sich vielleicht eröffnenden Reflexionsmodi und gesellschaftlichen Möglichkeits-Räume in einem alles synthetisierenden »Iconoclash« unmöglich gemacht. Es gibt immer »Menschengemüse zum Nachtisch«; und Marathe und Steeply und Hal und Kate und auch Schtitt wissen das, Mario auf seine Weise – denn, er „hat auf schiefen Ebenen aller Art Schwierigkeiten“ – und Orin „klingt irgendwie schlecht drauf“. Steeplys und Marathes existenzialistisch genährter Diskurs über die Wahl der Liebe spiegelt ihre (unsere …?) Ohnmacht vor der „erbärmlichsten Form der Knechtschaft“. DFW geht diesen ganzen Weg minutiös, von einem zum anderen, und er geht ihn allein: „Du hast keine Grundlage. Keinen Boden oder Fels unter den Füßen. Du fällst; […]“. Wir sind gemeint. An einzelnen, fast unmerklichen Zwischenstationen gibt er den Ansatz preis: „Es geht um Grenzen und Rituale“ – soziokulturelle und literarische … Das, @Elmar Krekeler, ist der Strudel, der uns (Leser, Lebende) treibt, hineinzieht.

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Clemens Setz

5. September, 2009 um 20:13

Ja, „Autoren-Kommentar“, das war wahrscheinlich etwas schlampig formuliert von mir. Ich habe lediglich gemeint: ein Kommentar, der sehr stark an Aussagen aus Interviews und Essays des Autors erinnert (bzw., wie es ja oft bei DFW vorkommt, mit diesen wortgleich identisch ist – der Mann zitiert sich selbst weiß Gott ziemlich oft…). Aber nicht nur vom Inhalt, sondern auch von der Form her – dieses Zusammenfassende aller bisher erwähnten Bilder und Episoden in ein theoretisches Konzept, da spürt man, finde ich, sehr stark eine über allem thronende auktoriale Instanz mitten im Text.

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Stephan Bender

5. September, 2009 um 20:49

@ Clemens Setz

Nein, das ist weder nerdig noch abstrakt, sondern ganz fein beobachtet. Der Roman ist viel größer, als wir alle denken.

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Stephan Bender

5. September, 2009 um 21:44

@ Lou

Stimme zu. Und jetzt mal abseits aller saloppen Sätze etwas sehr Persönliches: Es gibt Menschen, die leiden wie die Tiere unter dieser mittelalterlichen – soziokulturellen und literarischen – Kultur, Politik, dem Alltag.

Moderne leben, Abenteurer der eigenen Biografie sein, heißt heute, entweder von seinen Nächsten verraten oder aber wider willen Terrorist zu werden. Und die Erklärung von DFW (zirtiert von Thorsten Wiesmann am 26. August, 2009 um 11:17), „Die vollständige Ausrichtung an Konkurrenzmustern bringt eine Kunst hervor, die innere Leere als wahres Maß aller Dinge darstellt. Diese Kunst wird konsumiert um diese innere Leere zu kultivieren.“ würde ich auch so unterschreiben.

Eine Gesellschaft wie die unsere, in der studierte Mencshen nicht mal mehr sagen können, wo sie herkommen, wer sie sind und wo sie hinwollen, ist bereits eine Zombiegesellschaft. Es ist legitim in einem Blog nachzufragen, ob andere das auch so sehen.

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Lou

5. September, 2009 um 23:07

@Stephan Bender

Meine Unterschrift: jetzt, hier!

Und vielleicht geht es im 21. Jahrhundert sogar nur in einem (in diesem…?) Blog.

Die vermeintliche (Post-)Moderne ist angstmotiviert; und es ist immer noch die alte Angst davor „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Sich dem zu stellen, bleibt die größte Herausforderung, denn die Frage nimmt dem Selbstverständnis der Gesellschaft die zweifelhafte Sicherheit ihrer Ordnung. Sie geriert sich zu ihrem eigenen Schutz als Machtmonster – medial, intermedial, politisch, pseudokulturell, per InterLace und Visualisierungspatronen im TP. Hal sagt es: „Das ist alles so gedacht.“ So kultiviert man innere Leere. Aber – „müssten an dieser Stelle nicht die Streicher einsetzen?“ Ja. Vielleicht. Denn es scheint unüberbrückbar, nur schmal zu lindern; für Hal in den verstiegenen Gängen der E.T.A., für Marathe und Steeply im Schattenspiel der Wüste, mit der Maschinenpistole im Rollstuhl und schiefen Brüsten als zynische Übersteigerung der Fraktale eines modernen Lebens. Und für uns?

(M)Ein Versuch: „Don´t you know that God is Pooh Bear?“ – Und das meine ich keinesfalls salopp, sondern sehr persönlich.

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JesusJerkoff

5. September, 2009 um 23:57

@Stephan Bender

Sehr geehrter Herr Bender,

was ich sehe, sind gewisse Grenzen und gewisse Freiheiten. Dazwischen gibt es noch fließend Wasser (warm/kalt), Strom, Heizung, Nahrung aller Orten, Abwasserkanäle, Straßen, Gehwege (was glauben sie, in wie vielen Sprachen dieses Wort nicht einmal existiert?) und jetzt beschränke ich mich auf ein s. w.

Worum geht es Ihnen? Können sie es besser machen? Wie?

Das darf man doch in einem Blog mal nachfragen. Ich weiß, daß das jetzt scheiße ironisch klingt, aber so ist es nicht gemeint.

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Guido Graf

6. September, 2009 um 00:03

und hiermit beenden wir die Debatte, was in einem Blog im Allgemeinen und in diesem im Besonderen erlaubt ist und was nicht. Danke für das Verständnis.

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Stephan Bender

6. September, 2009 um 00:23

@ Lou:

Lou., der war nicht schlecht :-) Ich gebe mich geschlagen. Pu, der Bär, als lieber Gott, das ist natürliche eine so überraschende Wendung, die nicht mal DFW vorausgesehen hat. Die perfekte Beschreibung der Realität im Roman kann tatsächlich nicht verleugnen, dass sie weitgehend humorfrei ist oder zumindest eine derart genaue krasse Überzeichnung, dass man sie Realsatire nennen muss. Die Wahl zwischen ‚menschlichen Gemüse‘ und Terrorist ist damit nicht zwangsläufig und man kann so dem aufgeworfenen Problem (neben Honig für den Bären) auch eine Portion Humanismus unterjubeln. Ich riskier es mal mit einem Philosophen…

Seine Grundsätze soltte man sich für die Augenblicke im Leben aufheben, wo es auf Grundsätze ankommt. Anonsten genügt ein wenig Barmherzigkeit. (Schopenhauer)

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sinedi

6. September, 2009 um 16:14

@Lou – @Stephan Bender – @Guido Graf – @Clemens Setz – @Daniela Sickert:
Zu Eurer äußerst spannenden und sehr tiefgreifenden Reflexion (vielleicht auch zu tiefgreifend – aber das ist immer noch besser als zu flach) möchte ich einen Satz von DFW zitieren, den ich gerade gefunden habe – und den ich fast überlesen hätte – aber genau bei diesem Satz fiel mir eben Eure diese Diskussion hier ein – und deshalb mein bzw. sein Beitrag:

„Man stellt das Denken ein, lässt es fließen und macht kabumm, kabumm.“
(S. 248 – Zl. 14/15)

Ich empfinde diesen einen kleinen im ersten Moment nichtssagenden Satz fast als Schlüsselsatz für die Postmoderne mit ihren Freizeitindustrien, für die man in der Dienst- und Arbeitszeit zu produzieren und sich zu regenerieren hat – nicht mehr umgekehrt – da hatte Marx sich geirrt …
Kabumm, kabumm braucht Futter …

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Alban Nikolai Herbst

7. September, 2009 um 06:40

@Lou – @Stephan Bender – @Guido Graf – @Clemens Setz – @Daniela Sickert – @ sindi:
Ich empfinde diesen einen kleinen im ersten Moment nichtssagenden Satz fast als Schlüsselsatz für die Postmoderne mit ihren Freizeitindustrien …Interessant, daß „Postmoderne“ nun zu einer Art Ära wird, deren als postmodern nicht selten auch beschimpfte Autoren sie vorausgesehen hätten. Der Terminus wird von einem ästhetischen zu einem politischen. – Dabei geht…für die man in der Dienst- und Arbeitszeit zu produzieren und sich zu regenerieren hat – nicht mehr umgekehrtan der Wirklichkeit denn doch vorbei, vor allem, wenn man die Auslagerung von (materialindustriellen) Produktionsprozessen betrachtet; einige chinesische Arbeiter „regenieren“ während ihrer Arbeitszeit ganz gewiß ebenso wenig wie sich also Marx hier geirrt hat. (M.E. irrte er anderswo, nicht aber in seiner Analyse der Produktionsverhältnisse und des Geldes.)

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Klaus Huneke

7. September, 2009 um 19:56

Man sollte nicht mit Begriffen wie „Postmoderne“ um sich werfen, wenn man nicht den Eindruck erwecken kann, die so genannte Moderne überhaupt als solche wahrgenommen, geschweige denn verstanden zu haben. Zu dieser Moderne gehört in erster Linie die Errungenschaft der Befreiung von allem was den Sinn verstellt durch wie auch immer geartete Zwänge – seien es politische, gesellschaftliche, religiöse, ja auch stilistische und ästhetische. Wenn Postmoderne nur als eine Zeit empfunden wird, die mit der Moderne abrechnet, so ist sie nicht nur auf dem Holzweg (was für ein schönes, antiquiertes Wort!), sondern macht sich selbst überflüssig. Sie hat nichts zu sagen, weil sie lediglich daher babbelt, kein Programm hat und bestenfalls dekonstruiert. Die Dadaisten hatten wenigstens Humor und… es ging ihnen um was. Im Übrigen Stelle ich mir gerade einen deutschen Soldaten in Afghanistan vor, der zwischen seinen Diensteinsätzen – in denen er amerikanische Bomber geordert hatte – U.S. liest. Vergnügt er sich? Lenkt er sich ab? Regeneriert er etwa? Jedenfalls ist sein Panzerfahrzeug groß genug, um U.S. zu transportieren. Ob es allerdings eine schusssichere Weste ersetzt, möchte ich bezweifeln. Ich befürchte sogar, dass der Dienst ihm mehr Spass macht, als diesen Wälzer zu wälzen.

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Daniela Sickert

7. September, 2009 um 23:15

Ich freue mich sehr hier bereits persönlich angesprochen zu werden, möchte aber kurz noch einmal klären, dass ich Herrn Setz Beobachtung wirklich gut fand, nur nicht mit der Begrifflichkeit klar kam.

Und bezüglich der Frage nach der Postmoderne muss ich eingestehen, diese künstliche Einteilung noch nie ganz verstanden habe.

Ich mag allerdings Verweise im Text auf die eigene Poetik, und die gab es ja bekanntlich schon in der mittelalterlichen Literatur.

Wie kommen Sie auf deutschen Soldaten in Afghanistan Herr Huneke?

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Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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