5. Oktober

5. Oktober 2009 |

12.50. Großraum. Der Kerl in der Arbeitswabe vor mir hat wieder einen neuen Klingelton. Es sind schon Leute aus deutlich geringeren Gründen mit toten Tennisbällen vom Hof gejagt worden. Mangograpefruchtgesöff zur Stabilisierung des Energiehaushaltes. Svjatoslav Richter spielt Rachmaninov. Tolle ganzheitliche Unterhaltungspatrone.
Weitergehts mit Mario Splitting-Image-Film. Halbfiktionales Polit-Kabarett vom Beginn eines neuen Zeitalters. Es handelt sich wohl um die Persiflierung von DFWs Vision vom Übergang der USA zur O. N. A. N. Die Staatsoberhäupter werden zu Ministern enthauptet. Sprechen schreckliche Texte, die Puppen.
Richter explodiert in aller Ruhe. Wir gehen in die Fitness-Katakombe der E. T. A. zum weisen Guru Lyle. Und begegnen einer sehr lustigen Figur Marlon Irgendwer, den Nachnamen hat man vergessen. Unvergesslich ist, dass er ständig nass ist, eine feuchte Spur hinterlässt, die kalorienarm und irgendwie zitronig ist. Sehr spaßig. Braucht man auch nach den Todgebärenden von gestern dringend. Das Phänomen Lyle („Die Welt ist sehr alt“) wird vorgestellt. Der große Zuhörer, dem in der Kraftfolterkammer immer mehr merkwürdige, merkwürdig gestörte Tennisschläger von eher begrenzter Faszinationskraft zulaufen.
Hat übrigens in den vergangenen 300 Seiten mal jemand Hal gesehen? Hat sich eben noch jemand über den Großen Storch, Ihn Selbst aufgeregt, dass er nicht plotten könne in seinen Patronen. Ein Selbstporträt?
Mario montiert Meldungen. Vier Seiten Meldungen. Über das Ende der Nato. Über die neue Politik gegen die E.W.G. Politisch, man muss es ja leider sagen, steht die Vision, die sich da ausbreitet, leider spätestens seit 9/11 im Museum und staubt vor sich hin. Die quebecischen Separatisten sehen doch mit ihren lustigen Anschlägen neben den Islamisten und ihren Feuerzeichen am Himmel ziemlich niedlich aus.
Lyle mantrat „Unterschätzt mir die Objekte nicht“. Die Welt sagt er, die radikal alt ist, besteht schließlich größtenteils aus Objekten.
Herr Richter gießt seine schwermetallromantische Soße drüber. Das verdirbt einem auf die Dauer tatsächlich den Magen alles. Morgen – ich hab schon mal auf die nächste Zeile gespingst – geht’s wieder um Drogen. Prima.

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Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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