Ich und die Enten

26. September 2009 |

Ich sehe Wasser. Ich sehe einen Mann, der das Wasser fotografiert. Ich fotografiere den Mann, der das Wasser fotografiert, dann fotografiere ich das Wasser. Enten schütteln sich.
Eschaton: Die blaue Villa in Hongkong. Die Wiederholung. Risiko. War Games. Die South-Park-Folge, in der die Kids World of Warcraft spielen.
Die Gegenargumente haben mich, Entschuldigung, auch nicht überzeugt.
Das Spiegelspiel der weltenden Welt und sw., jaja.
Lesetempo ist ein Kriterium, wenn auch nicht das Entscheidende. Es ist gekoppelt mit dem Kriterium Leselust. Lust am Text. Lust am Lesen. Masochismus im Lesen habe ich mir weitestgehend abgewöhnt. Dabei bin, war ich auch Lyriker.
(Zuletzt übrigens an Gertrud von Schleef gescheitert.)
Ich, ich, ich.
Mittlerweile schob ich schon Blogeinträge vor mir her. Ich bin kaum weitergekommen. Was DFW kann: Themen besetzen. Über die AA kann man fortan nicht mehr schreiben. Oder besser: Man muss nicht. Verweis auf U.S. reicht.
Es ist gut, dass Kate Gompert wieder auftaucht. Von ihr würde ich mehr hören wollen. Ich stelle sie mir ähnlich überzeugend schön vor wie das SchMaZ. Dass Letzteres im Ennet House endet, überrascht nicht wirklich, löst aber Bedenken aus. Ihr müsste eigentlich klar sein, dass sie gerade einen Whiskeyflaschenweitwurf vom ehemaligen Domizil ihres ehemaligen Mentors und ihres ehemaligen Liebhabers entfernt ist.
Was uns allen nicht erzählt wird. Noch nicht?
Zum Beispiel auch, wie und wieso die Liebesgeschichte zwischen ihr und Orin geendet ist.
Mit Gately hingegen kann ich mich nicht „identifizieren“. Keine Empathie. Figur iss für misch persönlisch uninteressant.
Dass Steeply, Rollstuhlfahrer (?) und Untergrundkämpfer, mit Miss Steeply vom „Moment“ identisch sein soll, enttäuscht mich.
Kifferideen.
Am Dienstag geht es nach Pula, Kroatien. Das Buch nehme ich pflichtbewusst mit. Obwohl es schwer wiegen wird. Ich würde dem Buch immer noch eine Diät empfehlen wollen.

(Stand: S. 558.)

4 Kommentare zu Ich und die Enten

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spaddl

26. September, 2009 um 19:31

Also meines Erachtens ist Steeply kein Rollstuhlfahrer.
Sein Gesprächspartner (Name ist mir gerade spontan entfallen..irgendwas mit „M“), der sitzt im Rollstuhl, aber Steeply nicht..

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Herr Z.

26. September, 2009 um 22:50

Danke dafür, Herr Hamann, hatte Ihre Beiträge schon vermisst (Mitleserbekenntnis). Bei Lesemasochismuszuckungen (schön, dass Sie den Begriff Masochismus im Zusammenhang mit dem Lesen bringen), lese ich die Seiten cross (Tenniskram z. B., oder auch Steeply und Marathe, die geben mir nicht so viel) in der Hoffnung, dass in den für mich thematisch uninteressanten Passagen mein Auge dennoch die genialen Sätze findet, für die es sich lohnt, die einen bereichern. Irgendwie will man den Backstein ja schaffen, auch wenn’s immer mal wieder zuckt, das Teil ins Regal zu stellen, was mir bei Pynchons Gegen den Tag nie eingefallen wäre, aber das führt wohl zu sehr ins individuelle Satz-Sinn-Empfinden, und Vergleiche tun ja eigentlich weh und werden Texten nicht gerecht.

Und dann immer wieder den Autor vor Augen, wie er schreibt: wie viele Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre sitzt man über solch einem Skript, ohne spazieren oder ins Schwimmbad zu gehen, Liebe zu machen?, etc. Oder dennoch, neben dem Schreiben, wenn es einem leicht von der Hand geht? Und tat es das, in diesem Falle, dem Autor? Wollte ich ein Gehirn haben, das derart Wörter und Ideen rausbrutzelt? Klar, es ist unglaublich, solch ein Werk zu vollenden, unbestritten. Aber ich frage mich, ob es nicht auch Fluch ist, dies in diesem Umfang schreiben zu müssen/geschrieben haben zu müssen? Ja, das frage ich mich, voll naiv. Bei der Lektüre von Gargantua und Pantagruel (z. B.) von Rabelais hatte ich den Eindruck, dass der Autor sich bei jeder Zeile schiefgelacht haben muss (trotz Kritik an den Gegebenheiten). Diesen Eindruck habe ich bei US nicht. Muss ja auch nicht sein, dass ein Autor sich beim Schreiben schieflacht (also ich werde mal nachdenken über kritisches Schieflachen). Aber dieser medikamentös-drogige Grundtenor im Dauerrepeat von Wir-sind-doch-alle-gaga, also, nee. Wahrscheinlich sind wir’s ja. Hab jetzt mal zwischengeschoben Gedichte von Christian Morgenstern, so zur Auffrischung.

@ Diät: Ja, denke ich auch oft bei diesem Buch. Andererseits: «Vielen Dank für die Einsendung Ihres Textes (über 5 Seiten z. B.). Wir möchten ihn gerne bringen. Aber könnten Sie Ihre Ausführungen nicht auf 3 Seiten kürzen? Dann passte es (in den zur Verfügung stehenden Raum oder so).» Täte dem Werk Unrecht.

Interessant, wie in diesem Blog Literatur durch Literatur entsteht (auch: Elmar Krekelers Beiträge: weiter so, sehr schön).

Ach, das Buch ist eigentlich sehr traurig @ Menschheit: wenn man mal suchmaschint von wegen Prozac et al im Grundwasser, na dann Gute Nacht. So ist es wohl. Zurück auf die Bäume mit den Affen, auf dass sie Bananen fressen, oder: jedem seinen Psychiater.

Merci.

P. S.: und dann wieder: «Und suche uns nicht in der Unterführung», hehehe (S. 728). Ja, lachen kann man doch auch noch im Text.

(Wann schreibt Frau Rinck was? Bin ja so gespannt.)

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Renate J.

27. September, 2009 um 10:49

@ herr Z.
habe auch laut gelacht bei der Beschreibung des Unfalls für die Versicherung. Herrlich.
Was mich in dem Text, ich bin Langsamleserin und Späteinsteigerin, besonders berührt, ist die Wärme der Umgebung, da gibt es Bäume die umfasst werden können, Hügel die man hinunter rennen kann uvm. Häuser sind jedoch meistens wie Organismen beschrieben, Körper oder Gehirn uä. merkwürdigerweise erwartete ich eine kalte Endzeit Welt, aber dem ist überhaupt nicht so. es existiert zwar die enorme neue Technik,die ganzen Ausdrücke, die ich manchmal gar nicht mehr nachschlage, weil ich es mir nicht merken kann, aber irgend etwas in dem Ganzen hat was ‚gesundes‘, ‚warmes‘ oder bilde ich mir das nur ein. z.b. Hal’s Familie, die Essen bei der verrückten Avril, der Humor, der zwischen Ihnen herrscht. Eine Liebe wie unter Tieren. Und noch etwas, bei dem Gespräch von Steepley und Manathe musste ich an das Höhlengleichnis denken, wahrscheinlich wegen dem Schattenspiel, eine gigantische Anforderung an die Phantasie, wie ich finde.
Und da ich ein Tennisfan bin, erfahre ich grad auch sehr viel über das Innenleben von Tennisspielern, deren Ausbildung, und der Ball als Metapher, überhaupt das Spiel als solches, Philosophie, ich liebe ja am meisten an dem Spiel die Stille, die hohe Konzentration, das tock tock der bälle, ich glaube darauf bin ich etwas süchtig, das kann dann schon mal die Länge eines Grand Slams dauern.
Und dann die Drogen, der Alkohol, die Sucht, das Absinken in die Kriminalität, die Beschreibungen, da bekommt der Titel des Buches plötzlich was Fatales. Wenn der Spass nicht mehr aufhört, wenn man sich nicht mehr entziehen kann, wie bei dem Film, wenn man drauf hängen bleibt, ein Schicksal, das mir zum Glück erspart geblieben ist.

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Daniela Sickert

27. September, 2009 um 21:07

Masochismus ist ein netter Begriff im Bezug auf das Lesen, allerdings meiner Ansicht nach nicht treffend, da er beim Lesen nie Selbstzweck sein kann.
Ich würde es vorziehen von Leseanstrengung zu sprechen, die nicht Selbstzweck sind, sondern den exemplarischen Leser am Text wachsen lassen- sofern er sich darauf einlässt.
Desinteresse an verschiedenen Themen, die in UE auftauchen werden hier immer wieder äußerst interessant begründet. Im Deutschunterricht an Schulen jeder Art wird als Motiv für Lesen grundsätzlich die Möglichkeit in fremde Welten einzudringen angeführt. Ich halte die Tennis-Passagen im Text auch für Menschen, denen Tennis im Wesentlichen egal ist, für sehr aufschlussreich und zudem sehr witzig.
Und was soll man sagen, wenn man außer Alkohol noch nie irgendwelche Drogen konsumiert hat?
Ich bin kein Drogenfan, um genau zu sein habe ich nicht die geringste Ahnung von irgendwas in dieser Angelegenheit und erfahre dennoch höchstes Lesevergnügen im drogengetränkten Text.

Und da ein künstlerischer Text keine politische Rede sondern ein ästhetisches Werk ist, kann man ihm wohl auch keine Diät empfehlen.

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Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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